4. August 2019
Lake Bunyonyi, Uganda
Lake Bunyonyi, Uganda
Schmelztiegel Westuganda
In der Hauptstadt Kampala verbrachten wir einige gemütliche Tage. Jeweils am Montagabend werden vor dem Nationaltheater gratis Konzerte (Jam-Session) geboten. David lief zielstrebig auf den Ticketschalter zu und kaufte zwei Tickets für „heute Abend“. Nach dem Kauf fand er heraus, dass die Jam-Session gratis ist und wir nun Theaterkarten hatten. Das Theater war gut, die Konzerte danach auch :-) . Von Kampala ging es weiter nach Fort Portal.
Der Westen ist „das Land von Milch, Honig und Bananen“ und „Switzerland of Uganda“, da es so kalt wird. Frische Milch und Joghurts erfreuten insbesondere Sabrina. Hier lernten wir einiges über Bananen. Da gibt es Grill-Bananen, Bananen für Matoke (wie Kartoffelstock nur mit Bananen), Bananenbier-Bananen und süsse Bananen zum roh essen. Alle sehen (für Kenner*innen) anders aus und haben andere Eigenschaften.
Uganda grenzt im Westen an die Demokratische Republik Kongo (DRC). Allein der Name lässt Gedanken an das tiefe, schwarze, unerforschte und gewaltgeplagte Afrika aufkommen. Ein Land, dass durch seine grauenvolle Kolonialzeit unter der Herrschaft von Belgien bis heute geprägt wird. Ein Land, dass die letzten Jahrzehnte immer wieder im Krieg verbracht hat. Ein Land, dass den grössten Regenwald Afrikas beherbergt. Ein Land, dass 57 Mal so gross ist wie die Schweiz und über 200 Ethnien zählt. Ein Land, dass mitunter die grössten Bodenschätze der Welt hat und gleichzeitig zu den ärmsten Ländern der Welt gehört. Ein Land mit vielen Rebellengruppen, die von europäischen Firmen finanziert werden, um die dort lebenden Menschen von den Bodenschätzen zu vertreiben. Ein Land, dass hoffnungslos verloren scheint. In Westuganda haben wir immer wieder Berührungspunkte mit der DRC. Wir kommen in Ntoroko an inzwischen fast leeren Flüchtlingslager der UNHCR vorbei. Auf den Hügeln beim Wandern treffen wir Militär, welche die grüne Grenze bewachen. Wir erfahren, dass kongolesische Rebellengruppen selten ugandische Lebensmittelläden überfallen, vermutlich zur Alkohol- und Zigarettenbeschaffung. In einigen langen oder auch kurzen Gesprächen werden uns Anekdoten über das Leben in der DRC, die politische Lange und die Situation der Geflüchteten in Uganda erzählt. Auf der einen Seite sind wir fasziniert vom Kongo, auf der anderen Seite abgeschreckt.
Für uns stellt sich hier oft die Frage, welche Möglichkeiten wir besitzen, um Situationen wie diese im Kongo zu ändern. Einerseits können wir unserem Verschleiss an neuen Handys reduzieren, da das enthaltene Metall „Koltan“ mit grosser Wahrscheinlichkeit im Kongo mit Waffengewalt und Rodung von Urwald gewonnen wurde. Der Abbau von diesen Rohstoffen wird im Kongo fast ausschliesslich von westlichen Firmen betrieben, die weder vor Korruption und noch Finanzierung von Rebellengruppen zurückschrecken. Hier verweisen wir sehr gerne auf den Dokumentarfilm „Virunga“, der diese Thematik eindrucksvoll darstellt (Trailer weiter unten). Sind wir als Bevölkerung der nördlichen Länder nicht auch dafür verantwortlich, wie unsere Firmen die Bevölkerung und Natur im Süden behandelt? Hier wären gewisse Spielregeln für diese Firmen viel einfacher umsetzbar und kontrollierbar als Jahre später sich zu fragen, wieso Menschen aus diesem Land fliehen müssen. Viele davon im Moment nach Uganda.
In Uganda leben aktuell etwa 1,3 Millionen Flüchtlinge bei einer Bevölkerung von 43 Millionen. Vor allem die Lage in der DRC, im Südsudan und in Burundi hat im letzten Jahrzehnt viele Menschen nach Uganda flüchten lassen. Dies sind vor allem Frauen mit ihren Kindern und ältere Menschen. Das Land hat eine der fortschrittlichsten Flüchtlingspolitik weltweit. In Uganda erhalten Flüchtlinge Unterstützung wie sonst nirgends. Die Flüchtlinge kommen in ein Dorf mit Hütten und Land, dass sie bewirtschaften dürfen. Die Erzeugnisse dienen zur Selbstversorgung und zum Verkauf. Die Geflüchteten erhalten Zugang zu medizinischer Versorgung, zu Schulen und dürfen sich frei im Land bewegen. Die Idee der Regierung ist, dass sich die Geflüchteten schnellstmöglich niederlassen können, um zur Ruhe zu kommen. Die meisten Flüchtlinge wünschen irgendwann wieder nach Hause zu können, zu Familie und Freunden. Bessert sich die Lage im Heimatland, steht die UNHCR zur Verfügung und hilft bei der Rückführung. Nun gibt es auch an dieser liberalen Haltung Kritik, wie beispielsweise die mangelnde Integration und die Belastung der Staatskasse eines sowieso schon armen Landes. Wir sind trotzdem beeindruckt von der Offenheit und dem Mut neue Wege einzuschlagen in einer weltweit negativ behafteten Thematik.
Neben den guten Diskussionen haben wir die abwechslungsreiche Natur Westugandas erkundet. Zu unseren Highlights gehört dabei eine Töff-Taxi-Fahrt durch einen Nationalpark um in ein Dorf am anderen Parkende zu kommen. Die zweimal 45km lange Fahrt verbrachten wir zu dritt auf dem Töff, die Strasse war nicht asphaltiert, holprig und teilweise schlammig durch Überschwemmungen. Dafür sahen wir Antilopen und Vögeli. Unsere letzten Tage verbrachten wir dann am wunderschönen, bebadbaren Lake Bunyonyi.
Quellen:
Mc Kinsey, Kitty (2003). Hundreds of Congolese refugees in Uganda move to inland settlement: https://www.unhcr.org/news/latest/2003/8/3f311aa37/hundreds-congolese-refugees-uganda-move-inland-settlement.html
UNHCR (2019): https://ugandarefugees.org/en/country/uga
Der Westen ist „das Land von Milch, Honig und Bananen“ und „Switzerland of Uganda“, da es so kalt wird. Frische Milch und Joghurts erfreuten insbesondere Sabrina. Hier lernten wir einiges über Bananen. Da gibt es Grill-Bananen, Bananen für Matoke (wie Kartoffelstock nur mit Bananen), Bananenbier-Bananen und süsse Bananen zum roh essen. Alle sehen (für Kenner*innen) anders aus und haben andere Eigenschaften.
Uganda grenzt im Westen an die Demokratische Republik Kongo (DRC). Allein der Name lässt Gedanken an das tiefe, schwarze, unerforschte und gewaltgeplagte Afrika aufkommen. Ein Land, dass durch seine grauenvolle Kolonialzeit unter der Herrschaft von Belgien bis heute geprägt wird. Ein Land, dass die letzten Jahrzehnte immer wieder im Krieg verbracht hat. Ein Land, dass den grössten Regenwald Afrikas beherbergt. Ein Land, dass 57 Mal so gross ist wie die Schweiz und über 200 Ethnien zählt. Ein Land, dass mitunter die grössten Bodenschätze der Welt hat und gleichzeitig zu den ärmsten Ländern der Welt gehört. Ein Land mit vielen Rebellengruppen, die von europäischen Firmen finanziert werden, um die dort lebenden Menschen von den Bodenschätzen zu vertreiben. Ein Land, dass hoffnungslos verloren scheint. In Westuganda haben wir immer wieder Berührungspunkte mit der DRC. Wir kommen in Ntoroko an inzwischen fast leeren Flüchtlingslager der UNHCR vorbei. Auf den Hügeln beim Wandern treffen wir Militär, welche die grüne Grenze bewachen. Wir erfahren, dass kongolesische Rebellengruppen selten ugandische Lebensmittelläden überfallen, vermutlich zur Alkohol- und Zigarettenbeschaffung. In einigen langen oder auch kurzen Gesprächen werden uns Anekdoten über das Leben in der DRC, die politische Lange und die Situation der Geflüchteten in Uganda erzählt. Auf der einen Seite sind wir fasziniert vom Kongo, auf der anderen Seite abgeschreckt.
Für uns stellt sich hier oft die Frage, welche Möglichkeiten wir besitzen, um Situationen wie diese im Kongo zu ändern. Einerseits können wir unserem Verschleiss an neuen Handys reduzieren, da das enthaltene Metall „Koltan“ mit grosser Wahrscheinlichkeit im Kongo mit Waffengewalt und Rodung von Urwald gewonnen wurde. Der Abbau von diesen Rohstoffen wird im Kongo fast ausschliesslich von westlichen Firmen betrieben, die weder vor Korruption und noch Finanzierung von Rebellengruppen zurückschrecken. Hier verweisen wir sehr gerne auf den Dokumentarfilm „Virunga“, der diese Thematik eindrucksvoll darstellt (Trailer weiter unten). Sind wir als Bevölkerung der nördlichen Länder nicht auch dafür verantwortlich, wie unsere Firmen die Bevölkerung und Natur im Süden behandelt? Hier wären gewisse Spielregeln für diese Firmen viel einfacher umsetzbar und kontrollierbar als Jahre später sich zu fragen, wieso Menschen aus diesem Land fliehen müssen. Viele davon im Moment nach Uganda.
In Uganda leben aktuell etwa 1,3 Millionen Flüchtlinge bei einer Bevölkerung von 43 Millionen. Vor allem die Lage in der DRC, im Südsudan und in Burundi hat im letzten Jahrzehnt viele Menschen nach Uganda flüchten lassen. Dies sind vor allem Frauen mit ihren Kindern und ältere Menschen. Das Land hat eine der fortschrittlichsten Flüchtlingspolitik weltweit. In Uganda erhalten Flüchtlinge Unterstützung wie sonst nirgends. Die Flüchtlinge kommen in ein Dorf mit Hütten und Land, dass sie bewirtschaften dürfen. Die Erzeugnisse dienen zur Selbstversorgung und zum Verkauf. Die Geflüchteten erhalten Zugang zu medizinischer Versorgung, zu Schulen und dürfen sich frei im Land bewegen. Die Idee der Regierung ist, dass sich die Geflüchteten schnellstmöglich niederlassen können, um zur Ruhe zu kommen. Die meisten Flüchtlinge wünschen irgendwann wieder nach Hause zu können, zu Familie und Freunden. Bessert sich die Lage im Heimatland, steht die UNHCR zur Verfügung und hilft bei der Rückführung. Nun gibt es auch an dieser liberalen Haltung Kritik, wie beispielsweise die mangelnde Integration und die Belastung der Staatskasse eines sowieso schon armen Landes. Wir sind trotzdem beeindruckt von der Offenheit und dem Mut neue Wege einzuschlagen in einer weltweit negativ behafteten Thematik.
Neben den guten Diskussionen haben wir die abwechslungsreiche Natur Westugandas erkundet. Zu unseren Highlights gehört dabei eine Töff-Taxi-Fahrt durch einen Nationalpark um in ein Dorf am anderen Parkende zu kommen. Die zweimal 45km lange Fahrt verbrachten wir zu dritt auf dem Töff, die Strasse war nicht asphaltiert, holprig und teilweise schlammig durch Überschwemmungen. Dafür sahen wir Antilopen und Vögeli. Unsere letzten Tage verbrachten wir dann am wunderschönen, bebadbaren Lake Bunyonyi.
Quellen:
Mc Kinsey, Kitty (2003). Hundreds of Congolese refugees in Uganda move to inland settlement: https://www.unhcr.org/news/latest/2003/8/3f311aa37/hundreds-congolese-refugees-uganda-move-inland-settlement.html
UNHCR (2019): https://ugandarefugees.org/en/country/uga