25. August 2019
Kigali, Ruanda
Kigali, Ruanda
Ruanda - Die Suche nach Antworten
Heutzutage bringen die meisten Menschen Ruanda mit dem Genozid von 1994 in Verbindung. Der vor etwas mehr als 25 Jahre stattgefundene Völkermord hat das Land in ein grosse Krise gestürzt. Während 100 Tagen sind etwa 1 Million Menschen der Tutsi-Ethnie von Hutus qualvoll umgebracht worden. Die radikalen Hutus planten diese grauenvolle Tat minuziös mit Listen, die alle Personen führten, die umgebracht werden sollten. Über das Radio wurden Hutu-Dorfbewohner dazu aufgefordert ihre Tutsi-Nachbarn mit Macheten und Hacken zu ermorden. Diejenigen Hutus, die sich weigerten diesem Genozid anzuschliessen, wurden wiederum von den radikalen Hutus getötet. Somit war die gesamte Bevölkerung Ruandas direkt oder indirekt in den Genozid involviert.
Für uns stellten sich im vorhinein die Fragen wie ein solches Land bereist werden soll und wie den dort lebenden Menschen begegnet werden kann? Diese Fragen haben uns während der gesamten Reise durch Ruanda begleitet.
Das Land der tausend Hügel erreichten wir von Uganda her und landeten gleich als erstes in der Hauptstadt Kigali. Anstelle zuerst die nationale Gedenkstätte des Genozids zu besuchen und unseren Fragen nachzugehen, plagte uns ein ganz anderes Problem. Wo lässt sich in Kigali eine Nikon-Kamera reparieren oder ersetzen? Auf einer holprigen Busfahrt bekam unsere Kamera wohl zu viele Schläge ab. Während viel Inder in ihren vollgestopften Läden mindestens den doppelten Preis verlangten, bekamen wir nach tagelangen Verhandlungen doch noch eine neue Kamera zu einem guten Preis.
Von Kigali aus startete unsere Rundreise durch das kleine Ruanda. Im wohl best bewachten Wald der Welt, alle paar hundert Meter steht ein Soldat gegen Wilderer, wanderten wir über die mit Urwald bedeckten Hügel des Nyungwe Forest. In einem originalen Nachbau des Königspalast übernachteten wir zwischen hölzernen Milchkannen, grossen Trommeln und mit Glut gefüllten Feuerstelle. Am Geburtstag von Sabrina paddelten wir mit einem Kanu rund 10km durch die Felder der Bauern Ruandas.
Überall in Ruanda trafen wir auf freundliche und hilfsbereite Menschen. Doch, dass die tragische Vergangenheit immer noch die Menschen beschäftigt, zeigte sich für uns in Gesprächen mit diesen Menschen. Doch wie lässt sich eine Vergangenheit mit Genozid als Gesellschaft aufarbeiten?
Präsident Kagame, zurzeit des Genozids Anführer der Ruandische Patriotische Front (RPF) , setzte mit dem Einmarsch seiner Armee dem Genozid ein Ende und vertrieben die Täter in den benachbarten Kongo, wo sie heute noch als Rebellengruppe die dortige Bevölkerung terrorisieren. Seither ist Kagame als Präsident bemüht die Wunden und Gräben in der Bevölkerung zu schliessen. Das Geld der internationalen Gemeinschaft, das seiner Regierung zur Verfügung gestellt wird, wird konsequent in den Aufbau der Nation investiert und dies zeigt sich schon bei der Grenzüberschreitung nach Ruanda mit besserer Infrastruktur. Beiden Volksgruppen von Hutu und Tutsi wurden aus Pässen, Sprache und Staatsapparat verbannt. Gerichte waren nach dem Genozid nicht genügend vorhanden, so dass eine Art Dorfgerichte mit Ältesten abgehalten wurden. Die Strafen werden jeweils aufgeteilt in Gefängnis und gemeinnütziger Arbeit in Ziegeleien zum Brennen von Backsteinen oder beim Strassen- oder Häuserbau.
Viele junge Ruanderinnen und Ruander, die den Genozid nur als Kleinkind oder gar nicht erlebt haben, lassen ihrer Kreativität freien Lauf und gründen ihr eigenes kleines Business. Ob ein herziges Cafe, ein kleines Kunstatelier oder Schneiderei mit kreativen Kleidern wie selten in Ostafrika – die junge Generation versucht die Vergangenheit hinter sich zu lassen und das Land mit neuen Inputs mit zu gestalten.
Damit alle Bürger mindestens einmal im Monat sich gemeinnützig engagieren und die Probleme in ihrem Dorf oder Quartier diskutieren, wurde Umuganda ins Leben gerufen. Jeden letzten Samstag im Monat muss jede Bürgerin und jeder Bürger während vier Stunden in seinem Quartier oder Dorf arbeiten. Während dieser Zeit sind andere Arbeiten als auch das Autofahren verboten. Hotelgäste werden auch in den besten Hotels der Stadt nicht mehr bedient und Touristen auf Überfahrten von der Polizei angehalten und zum Mithelfen von mindestens einer Stunde vor Ort gebeten.
So zogen auch wir mit einer Gruppe Leuten des Quartiers mit Besen und Hacken um die Häuser. Strassen und öffentliche Flächen wurden gereinigt und gemäht, aber auch das gemütliche Reden untereinander kam nicht zu kurz. Die Chefin des Quartiers notiert sich jeweils wer anwesend ist und gibt dies den Behörden weiter. Abwesende werden hinausgeklingelt und zur Mithilfe verpflichtet. Müssen die Behörden Bussen einkassieren, weil Bürger den Müll vor ihrem Haus nicht eingesammelt haben, ihren Teil des Gehwegs nicht beleuchtet haben oder am Umuganda nicht teilgenommen haben, gelangt dieses Geld in vollem Umfang zur Chefin des jeweiligen Quartiers. Im Anschluss an drei Stunden Arbeit des Umugandas besprechen alle Anwesenden mit demokratischen Abstimmungen über den Einsatz ihres Gelds. So werden beispielsweise Mikrokredite an Quartierbewohnerinnen und -bewohner vergeben oder gemeinnützige Gebäude im Dort aufgebaut. In dieser Runde sollen auch Probleme des Dorfs oder Quartiers besprochen werden und so die Ängste und Sorgen der ehemalig verfeindeten Menschen abgebaut werden.
All diese Bemühung der Bevölkerung und der jetzigen Regierung haben uns sehr berührt, auch wenn der repressive Druck der Regierung für uns manchmal fast zu gross scheint. Wir hoffen fest, dass diese Bemühungen weiter so anhalten, sich die Menschen der Vergangenheit bewusst sind und weiterhin ihre Kreativität für die Weiterentwicklung Ruandas einsetzen.
Für uns stellten sich im vorhinein die Fragen wie ein solches Land bereist werden soll und wie den dort lebenden Menschen begegnet werden kann? Diese Fragen haben uns während der gesamten Reise durch Ruanda begleitet.
Das Land der tausend Hügel erreichten wir von Uganda her und landeten gleich als erstes in der Hauptstadt Kigali. Anstelle zuerst die nationale Gedenkstätte des Genozids zu besuchen und unseren Fragen nachzugehen, plagte uns ein ganz anderes Problem. Wo lässt sich in Kigali eine Nikon-Kamera reparieren oder ersetzen? Auf einer holprigen Busfahrt bekam unsere Kamera wohl zu viele Schläge ab. Während viel Inder in ihren vollgestopften Läden mindestens den doppelten Preis verlangten, bekamen wir nach tagelangen Verhandlungen doch noch eine neue Kamera zu einem guten Preis.
Von Kigali aus startete unsere Rundreise durch das kleine Ruanda. Im wohl best bewachten Wald der Welt, alle paar hundert Meter steht ein Soldat gegen Wilderer, wanderten wir über die mit Urwald bedeckten Hügel des Nyungwe Forest. In einem originalen Nachbau des Königspalast übernachteten wir zwischen hölzernen Milchkannen, grossen Trommeln und mit Glut gefüllten Feuerstelle. Am Geburtstag von Sabrina paddelten wir mit einem Kanu rund 10km durch die Felder der Bauern Ruandas.
Überall in Ruanda trafen wir auf freundliche und hilfsbereite Menschen. Doch, dass die tragische Vergangenheit immer noch die Menschen beschäftigt, zeigte sich für uns in Gesprächen mit diesen Menschen. Doch wie lässt sich eine Vergangenheit mit Genozid als Gesellschaft aufarbeiten?
Präsident Kagame, zurzeit des Genozids Anführer der Ruandische Patriotische Front (RPF) , setzte mit dem Einmarsch seiner Armee dem Genozid ein Ende und vertrieben die Täter in den benachbarten Kongo, wo sie heute noch als Rebellengruppe die dortige Bevölkerung terrorisieren. Seither ist Kagame als Präsident bemüht die Wunden und Gräben in der Bevölkerung zu schliessen. Das Geld der internationalen Gemeinschaft, das seiner Regierung zur Verfügung gestellt wird, wird konsequent in den Aufbau der Nation investiert und dies zeigt sich schon bei der Grenzüberschreitung nach Ruanda mit besserer Infrastruktur. Beiden Volksgruppen von Hutu und Tutsi wurden aus Pässen, Sprache und Staatsapparat verbannt. Gerichte waren nach dem Genozid nicht genügend vorhanden, so dass eine Art Dorfgerichte mit Ältesten abgehalten wurden. Die Strafen werden jeweils aufgeteilt in Gefängnis und gemeinnütziger Arbeit in Ziegeleien zum Brennen von Backsteinen oder beim Strassen- oder Häuserbau.
Viele junge Ruanderinnen und Ruander, die den Genozid nur als Kleinkind oder gar nicht erlebt haben, lassen ihrer Kreativität freien Lauf und gründen ihr eigenes kleines Business. Ob ein herziges Cafe, ein kleines Kunstatelier oder Schneiderei mit kreativen Kleidern wie selten in Ostafrika – die junge Generation versucht die Vergangenheit hinter sich zu lassen und das Land mit neuen Inputs mit zu gestalten.
Damit alle Bürger mindestens einmal im Monat sich gemeinnützig engagieren und die Probleme in ihrem Dorf oder Quartier diskutieren, wurde Umuganda ins Leben gerufen. Jeden letzten Samstag im Monat muss jede Bürgerin und jeder Bürger während vier Stunden in seinem Quartier oder Dorf arbeiten. Während dieser Zeit sind andere Arbeiten als auch das Autofahren verboten. Hotelgäste werden auch in den besten Hotels der Stadt nicht mehr bedient und Touristen auf Überfahrten von der Polizei angehalten und zum Mithelfen von mindestens einer Stunde vor Ort gebeten.
So zogen auch wir mit einer Gruppe Leuten des Quartiers mit Besen und Hacken um die Häuser. Strassen und öffentliche Flächen wurden gereinigt und gemäht, aber auch das gemütliche Reden untereinander kam nicht zu kurz. Die Chefin des Quartiers notiert sich jeweils wer anwesend ist und gibt dies den Behörden weiter. Abwesende werden hinausgeklingelt und zur Mithilfe verpflichtet. Müssen die Behörden Bussen einkassieren, weil Bürger den Müll vor ihrem Haus nicht eingesammelt haben, ihren Teil des Gehwegs nicht beleuchtet haben oder am Umuganda nicht teilgenommen haben, gelangt dieses Geld in vollem Umfang zur Chefin des jeweiligen Quartiers. Im Anschluss an drei Stunden Arbeit des Umugandas besprechen alle Anwesenden mit demokratischen Abstimmungen über den Einsatz ihres Gelds. So werden beispielsweise Mikrokredite an Quartierbewohnerinnen und -bewohner vergeben oder gemeinnützige Gebäude im Dort aufgebaut. In dieser Runde sollen auch Probleme des Dorfs oder Quartiers besprochen werden und so die Ängste und Sorgen der ehemalig verfeindeten Menschen abgebaut werden.
All diese Bemühung der Bevölkerung und der jetzigen Regierung haben uns sehr berührt, auch wenn der repressive Druck der Regierung für uns manchmal fast zu gross scheint. Wir hoffen fest, dass diese Bemühungen weiter so anhalten, sich die Menschen der Vergangenheit bewusst sind und weiterhin ihre Kreativität für die Weiterentwicklung Ruandas einsetzen.