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24. November 2019
Malawi

Unbekanntes Paradies

Malawi – Wo liegt das? Ein kleines Binnenland mit einem grossen See im südlichen Afrika. Mehr wussten wir nicht von Malawi. Unsere einzige Erwartung war, den Lake Malawi zu sehen.  
Im Süden Tansanias überquerten wir die Grenze nach Malawi. Nun sind wir im südlichen Afrika. Der erste Eindruck? Alle Menschen die nicht zu Fuss unterwegs waren, fuhren Velo. Entweder waren die Velos ausgestattet mit gepolstertem Gepäckträger zum Personentransport oder mit Unmengen an Waren beladen. Zu unserer Überraschung hörten wir viel Englisch auf der Strasse und wir wurden überall sehr freundlich begrüsst.
Da wir für Malawi keine Pläne hatten, liessen wir uns treiben und folgten Tipps von Einheimischen und Reisenden. So entdeckten wir ein kleines Land mit einer gastfreundlichen Bevölkerung und wunderschönen Orten. In Malawi haben wir uns ein bisschen verliebt.
Malawi erstreckt sich langgezogen von Norden nach Süden dem Lake Malawi entlang. Der See ist das Herz des Landes. Hier brennt die afrikanische Sonne erbarmungslos und so besuchten wir Livingstonia, eine alte Missionars-Siedlung auf einem Hochplateau oberhalb des Sees. Die steinernen, gut erhaltenen Gebäude britischer Architektur erinnern noch an diese Zeiten, als die Missionare hier oben Abkühlung und Schutz vor Malaria gesucht haben. Von unserer Unterkunft an der Abbruchkante des Rift-Valleys aus kamen wir so in den Genuss des ersten Sonnenaufgangs über dem See. Wie ein roter Feuerball steigt die Sonne aus dem Malawisee empor und taucht so die ganze Landschaft in grelles, rotes Licht.
Nach einer abenteuerlichen Fahrt stehend (David) oder auf Maismehl-Säcken sitzend (Sabrina) zusammen mit 30 weiteren Einheimischen auf einem Kleinlastwagen erreichen wir Usysia am Lake Malawi. Usisya ist ein kleines Dorf mit nur einer Lodge, die aus zwei Zimmern und ein paar Zelten bestand. Das Zimmer hatte ein Bett und anstelle von Wänden nur flatternde Stofftücher. Morgens sahen wir so den Sonnenaufgang über dem See und den Sandstrand mit Palmen vom Bett aus. Von hier wanderten wir in einem Tag nach Ruarwe. Erreichbar sind dir Dörfer nur per Boot und zu Fuss, entsprechend selten sind Touristen hier. Die Wanderung führte am See entlang durch kleine Dörfer. Als ein kurzer Regenschauer einsetzte, fanden wir Zuflucht im Rohbau einer Kirche. Nach dem Regen kämpften wir mit der brennenden Hitze der Sonne. Wieder und wieder wurden wir gefragt wie es uns gehe, woher wir kommen und wohin wir unterwegs seien. Mit viel Bewunderung erfuhren wir, dass dies ein weiter Weg sei. Einige Male liessen wir uns von Einheimischen den schönsten oder kürzesten Weg erklären. Zu unserer Linken erhoben sich Berghänge und zu unserer Rechten glitzerte der hellblaue Lake Malawi in der Sonne.
Einige Tage später fuhren wir auf dem Dach einer Local-Fähre zurück nach Usisya und später mit der Ilala-Fähre nach N´khata Bay, von wo wir wieder Strassenanschluss hatten. Die Ilala-Fähre ist fast 70 Jahre alt und fährt noch einwandfrei ihre Runden über den See.
Der Lake Malawi ist ein Süsswasser-Aquarium. Auf etwa fünf Meter hatten wir klare Sicht und beim Schnorcheln sahen wir ganz viele verschiedene farbige Fische. Die Strände bestehen aus weissem Sand oder farbigen Steinen. Wir kommen da aus dem Schwärmen nicht mehr raus.
 Südlich des Sees verbachten wir einen Tag im Liwonde Nationalpark auf dem Fluss. Mit einem Kanu glitten wir über die Seitenarme des Flusses und kamen durch die ruhige Fortbewegung an unzählige grosse und kleine Vögel heran. Im Fluss schwammen Nilpferde und Krokodile an uns vorbei. Am Ufer entlang marschierten Elefanten, tranken Wasser oder überquerten den Fluss. Ein unglaubliches Erlebnis mitten in der wilden Natur.
Im Süden Malawis lässt es sich überraschenderweise gut wandern. So kamen wir in den Genuss von Wanderungen durch das Zomba-Plateau und die Mulanje-Mountains. Auf letzteren verbachten wir drei Tage. Hoch gings zu Beginn 1500 Höhenmeter. In der unteren Lagen war es noch immer brennend heiss mit Regenwald. Wir haben bestimmt noch nie so geschwitzt. Die Hügel mit grünen Wiesen auf dem Plateau erinnerte uns an Schottland. Die erste Nacht verbrachten wir in einer 130-jährigen Berghütte. Diese wurde mittlerweile mehrmals renoviert, jedoch konnten wir uns richtig vorstellen, wie hier Jahre zuvor bei Kaminfeuer Berichte über die Erforschung der Region geschrieben wurden. Wir schwammen im nahegelegenen Bach und saugten die Aussicht über Malawi in uns auf.
Leider begegneten wir am zweiten Tag ein paar Wilderern, die einerseits Kleintiere jagen und andererseits wertvolle Bäume abholzen. Die Wilderer übernachteten unter Blachen und streiften tagsüber mit der Machete durch die Gegend. Oftmals werden ganze Flächen abgebrannt, um die flüchtenden Tiere zu erlegen und anschliessend einfacher an das Tropenholz zu gelangen. Das Geschäft der Wilderei lebt auch hier von den mittellosen Bevölkerung, die so ums Überleben kämpft.
Zum Schluss unserer Malawi-Reise besuchten wir die Städte Blantyre und Lilongwe. Beide Städte sind sehr grün mit vielen Alleen. Der Einfluss von Südafrika zeigt sich vor allem an den ersten Shopping-Malls, die in Ostafrika und Äthiopien fast inexistent waren. An den Angeboten in den Supermärkten, stellten wir eine Grenze zwischen dem östlichen und südlichen Afrika fest. So wunderten wir uns über Schweizer Schokolade zu einem fairen Preis.
Ein eigenes Kapitel sind die Strassenzustände in Malawi. Da gab es diese Strasse nach Livingstonia hoch: steinig und steil. Wir sassen in einem Shared-Pickup mit vielen anderen Menschen und waren wirklich froh heil anzukommen. Dann war da ein Busfahrer der so gerast ist, dass wir nach 30 Minuten Fahrt um fünf Uhr morgens wieder ausgestiegen sind. Oder die Fahrt nach Usysia: Vier Stunden auf der Ladefläche eines Kleinlasters eingepfercht zwischen vielen, vielen Menschen. Die Ladefläche war mit Maismehlsäcken gepflastert. Bei jedem Halt musste zum Besitzer oder der Besitzerin der passende Maismehl-Sack gefunden werden.
Ansonsten waren da die ganz normalen Fahrten in Minibusen. Wie in allen anderen Ländern zuvor auch. An der Windschutzscheibe steht der Zielort und wenn der Bus voll ist, geht’s los. In Malawi brachte uns jedoch nie der zu Beginn bestiegene Minibus ans Ziel. Nach einem Teil der Strecke entschied sich der Fahrer, die Fahrt zu beenden und retour zu fahren. Die Fahrgäste samt Gepäck und bezahltem Geld für das Ticket wurden an einen nächsten Minibus übergeben. Meistens geschah dies mehrmals pro Strecke. Der Wechsel dauerte jedes Mal zwischen 30 und 60 Minuten, was zu viel längeren Fahrzeiten führte. Aber auch mit dieser Art von ÖV kamen wir jedes Mal irgendwie am Ziel an.